Fair Trade – Unsere Macht als Konsumenten

Gut angenommen wurde der Vortrags- und Diskussionsabend mit Frau Prof. Dr. Eva-Maria Kieninger und Uwe Kekeritz im Rathaus in Veitshöchheim.
Nach der  Begrüßung und Einführung in das Thema durch Christina Feiler (Vorsitzende des OV Veitshöchheim) und einem Grußwort des 1. Bürgermeisters, Jürgen Götz, der die Bemühungen  und Fortschritte Veitshöchheims als Faire Kommune schilderte, referierte Frau Prof. Dr. Eva-Maria Kieninger (Mitglied des OV Veitshöchheim) über die Gründe für die prekären Arbeitsbedingungen im Globalen Süden. Sie legte dar, warum es nach derzeitiger Rechtslage deutschen  Unternehmen möglich ist, im Ausland unter Bedingungen produzieren zu lassen, die gegen grundlegende Menschenrechtsstandards und die Kernarbeitsnormen der International Labour Organisation (z.B. Vereinigungsfreiheit, existenzsichernder Lohn) verstoßen.

Das Mittel der Wahl, um dies zu stoppen, ist ein deutsches (besser noch: europäisches) Liefer-kettengesetz, das die hier ansässigen Unternehmen, ob als Muttergesellschaften aus-ländischer Töchter oder als Abnehmer von ausländischen Zulieferern, in die Pflicht nimmt, ihre Lieferketten so zu organisieren und zu überwachen, dass Menschen-rechtsverstöße unterbleiben und bei Verletzungen Schadensersatz gefordert werden kann. Da es allerdings im Moment ein solches Gesetz noch nicht gibt (siehe aber die Initiative Lieferkettengesetz) ist der Einzelne gefragt, sich mittels verlässlicher Siegel und im Internet verfügbarer Informationen über Bezugsquellen für faire Lebensmittel und andere Konsumgegenstände, besonders Kleidung, zu informieren. Die zahlreichen Beispiel des Vortrags zeigten, dass dies keineswegs eine Frage des Preises sein muss. Wenn eine Näherin in Äthiopien statt 2.- € am Tag einen existenzsichernden Lohn von 8,- € pro Tag erhielte, würde sich dies auf die Kosten für ein einzelnes Kleidungsstück nur minimal auswirken.

Uwe Kekeritz, Sprecher für Entwicklungspolitik im Deutschen Bundestag und seit 2018 stellvertretender Vorsitzender des Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, berichtete in seinem anschließenden Vortrag über aktuelle Entwicklungen auf deutscher und europäischer Ebene und betonte, dass freiwillige Selbstverpflichtungen der Unternehmen und „Runde Tische“ alleine nichts nützten. Neben dem Erlass eines Lieferkettengesetzes sei es dringend notwendig, dass die öffentliche Hand bei ihrer Beschaffung Fair Trade-Kriterien anwende. Er führte aus: Schätzungen besagen, dass die öffentliche Hand, also die Kommunen, die Länder und der Bund, jährlich Beschaffungen im Wert von ca. 450 Milliarden Euro tätigen. Davon könnte heute schon ein Sechstel, also Güter im Wert von 75 Milliarden Euro fair beschafft sein. Diese Zahl macht deutlich, welch großes positives Potenzial auch für Entwicklungsländer in der fairen Beschaffung liegt. Es kann nicht sein, dass wir über Steuergelder ausbeuterische Kinderarbeit oder Umweltzerstörung finanzieren, so Kekeritz.

Das Bayerische Innenministerium empfiehlt seit Juli 2018 den Kommunen ausdrücklich, dass sie ökologische, soziale und menschenrechtliche Kriterien bei Ausschreibungen gemäß Vergaberecht (UVgO) rechtssicher verlangen können. Den Zuschlag erhält dann nicht mehr das günstigste Angebot, sondern das wirtschaftlichste Angebot.

Unser Handeln hier hat Auswirkungen auf die Lebensverhältnisse in Ländern des „globalen Südens“. Die schrecklichen Fabrikkatastrophen in Asien mahnen uns, dass sich etwas verändern muss. Deshalb müssen wir für ordentliche Arbeitsbedingungen und existenzsichernde Löhne eintreten.

Mit Blick auf Veitshöchheim lobte der Referent das Engagement der Fairtrade-Steuerungsgruppe, die mit viel Engagement das Thema vorantreibe. Die Zertifizierung Veitshöchheims als „Fairtrade Kommune“ sei wunderbar. Mit diesem ersten Schritt werde eine Diskussion angestoßen, um dann als Kommune in die faire Beschaffung einzusteigen.

Christina Feiler, Bezirksrätin, Gemeinderätin und Ortsvorsitzende führte durch den Abend. Als Gast durften wir auch Frau Karen Heußner, stell-vertretende  Landrätin begrüßen.

In der sich anschließenden Diskussion gab es auch praktische Tipps zu fairen Produkten und deren Beschaffung.

Umfangreiche Informationen finden sich unter:

Einen ausfühlichen Bericht finden Sie unter veitshoechheim-blog.de  vom 27.1.2020
Flyer zur Veranstaltung:  Flyer_FairTrade_VHH

 

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