Flucht k(ein) Thema für Veitshöchheim?

Pressemitteilung:

Film -Fremd- 2014 (v.l. Miriam Faßbender, Günter Thein, Kerstin CelinaAuf Einladung des Veitshöchheimer Gemeinderates Günter Thein veranstaltete die Grüne Landtagsfraktion einen Abend zum Thema Flucht nach Europa.
Gezeigt wurde der Film „FREMD“.  Obwohl die Regisseurin des Filmes, Miriam Faßbender, und die grüne Landtagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Würzburg, Kerstin Celina zur Diskussion zur Verfügung standen und obwohl in Veitshöchheim seit kurzem Asylbewerber wohnen, kamen leider nur wenige Veitshöchheimer. Die etwa 15 Gäste diskutierten dafür umso eifriger mit.

„FREMD“ beschreibt den von der Not diktierten Aufbruch eines jungen Maliers nach Europa. Seit zweieinhalb Jahren ist er unterwegs in eine Welt, in der er nie leben wollte.

Der Film sucht die Beweggründe für diese Flucht und gewährt Einblick in die Lebensumstände und den zermürbenden Alltag von Migranten auf ihrem Weg von Schwarzafrika über Algerien und Marokko nach Europa. Er zeigt ihr Leben, das geprägt ist von Hetze und Hoffnung, Flucht und Stillstand. Vom Leben als jahrelanger Reisender und vom Überleben in der Fremde.

Frau Faßbender berichtete engagiert über die Entstehung des Filmes, über ihre Motivation den Film zu drehen, über Hintergründe in Afrika und Europa. Kerstin Celina kam bei der anschließenden Diskussion immer wieder auf die politische Situation in Ländern Afrikas zurück und auch auf die Abschottungspolitik in Europa. Es wurde deutlich gezeigt, wie perspektivlos vor allem junge Menschen in vielen Ländern Afrikas ihre Zukunft empfinden und welcher Druck aus deren Familien auf sie ausgeübt wird nach Europa zu gehen, Geld zu verdienen und die Familie zu unterstützen. Eine Rückkehr in die Familie, in den Heimatort ist in der Regel nicht möglich.

„Dieser Film erinnert uns nachdrücklich daran, dass hinter der Asyl- und Flüchtlingsdebatte stets persönliche Schicksale stehen“, fasste Kerstin Celina ihre Eindrücke nach dem Film „Fremd“ zusammen. „Die Lebensbedingungen der Flüchtlinge an Europas Außengrenzen sind untragbar. Gerade auch hier in Bayern müssen wir uns der Verantwortung für eine humane Flüchtlingspolitik stellen“.

Die Regisseurin Miriam Faßbender  brachte die Gäste mit ihrer Aussage zum Nachdenken, dass ihr bei der Arbeit zu diesem Film bewusst wurde, dass die Frage, auf welcher Seite des Meeres man geboren ist, ob in Afrika oder in Europa,  in vielen Fällen das restliche Leben bestimmen wird. „Je näher ich die jungen Männer und Frauen auf ihrer Odyssee vor Europa kennenlernte, desto dringender verspürte ich den Wunsch ihnen, die in unsrer politischen Sprache meistens nur als anonyme Masse auftauchen, vor der es sich zu schützen gilt, ein Gesicht zu verleihen. Ich will sie in FREMD als Individuen wahrnehmbar werden lassen und ihnen die Möglichkeit geben für sich selbst zu sprechen.“, so Miriam Faßbender.

Günter Thein wies darauf hin, dass auch durch die Klimaveränderung und deren Folgen vor allem in armen Ländern in Zukunft vermehrt Menschen auf der Flucht sein werden und sich Gemeinden und Städte zunehmend dieser Situation stellen müssten. Kerstin Celina ergänzte, dass diese großen Flüchtlingsströme nicht durch ein „Bollwerk Europa“ verhindert werden könnten. Versuche, die Menschen zu überzeugen in ihren Ländern zu bleiben seien vergeblich, entscheidend sei es, die Situation in den Ländern zu verändern, dazu gehöre vor allem eine Unterstützung beim Aufbau einer Demokratie in den Länder und faire Handelsstrukturen zwischen Europa und (u.a.) Afrika um den Menschen dort eine Perspektive zu geben.

Thein sprach noch die Chance an, die durch die Flucht nach Deutschland bei uns entsteht. Angesichts des demografischen Wandels und des Mangels an Auszubildenden und Fachkräften sei es auch in unserem eigenen Interesse Menschen die zu uns fliehen, schnell zu integrieren, ihnen Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten zu verschaffen um deren Potentiale nicht verkümmern zu lassen und gleichzeitig unser demografisches Problem zu lindern.

Einig waren sich alle, dass Situationen wie in Lambedusa, Mellila und anderen Orten nicht hinnehmbar seien und Europa, Deutschland und Bayern gefordert seien alles für eine Verbesserung der Situation zu tun.

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