Erhaltenswertes Kleinod am Rande Veitshöchheims

Der Bürgergarten der Karin Kissel

Zu den kleinen, besonderen Sehenswürdigkeiten von Veitshöchheim gehört auch der Bürgergarten.Man kann ihn entdecken, wenn man dem idyllischen Weg entlang des Mains zur Staustufe Erlabrunn folgt. Versteckt liegt er direkt an der Mainlände wenige Meter hinter der Abwasserreinigungsanlage am Ende der Thüngersheimer Straße.

                              von links: Christina Feiler, Karin Kissel, Günter Thein, Albrecht Oldenbourg
Zu garten.

Der kleine Ausflug in die Natur lohnt sich auf jeden Fall. Denn er kann sich, wenn man will, zu einer ebenso wunderbaren wie erkenntnisreichen Zeitreise ins Mittelalter verwandeln. Die offizielle Bezeichnung Bürgergarten führt also leider etwas in die Irre und trifft nicht annähernd das, was dieses botanische Kleinod am Rande Veitshöchheims tatsächlich zu bieten hat. Mit ihrer Aufgliederung in Heil-, Nutz- und Zierpflanzen entspricht die Anlage den mittelalterlichen Vorstellungen eines Klostergartens sowohl in Hinblick auf praktische, autarke Versorgung mit Heil- und Lebensmitteln als auch dem Wunsch nach einem spirituellen Hort für Gebet und innere Einkehr.

So stehen die Heilpflanzen nicht ganz zufällig im Mittelpunkt des Gartenkonzepts. Ihre Auswahl und Anordnung gehen auf den im 9. Jahrhundert lebenden Benediktinerabt Walahfrid von der Reichenau (Walahfrid Strabo) und den nach ihm benannten Strabo-Garten zurück.  Mit seinem als Hortulus (Gärtlein) bekannt gewordenen 23 strophigen Lehrgedicht hat Walahfrid Strabo eines der einflussreichsten gartenkundlichen Werke des Mittelalters verfasst. Ein am Gartenzaun angebrachter Zeitungsartikel und zum Mitnehmen angebotene Prospekte berichten davon.

Mehr allerdings erfährt man über das Projekt, wenn man zu den Öffnungszeiten Karin Kissel antrifft.

Mehr allerdings erfährt man über das Projekt, wenn man zu den Öffnungszeiten Karin Kissel antrifft.

Die ehemalige Architektin hatte nicht nur die Idee zu dem Garten, sondern sorgte auch mit großem persönlichem Einsatz für seine Umsetzung. Hilfe bekam sie von Bekannten und einer Hand von Freiwilligen, darunter auch Migranten, die teilweise nur zufällig vorbeikamen, oder wie Christian, der vergangenes Jahr beim Tag der offenen Gärten sich das Projekt ansah.

 

„Ich habe mir überlegt, was Menschen eine Freude machen könnte. Einen Ort vielleicht, an dem sie unbeschwert sind und der ihnen ein Lachen ins Gesicht zaubern kann“, erklärt Karin Kissel ihre Motivation. „Da war die Idee mit dem Garten, der Natur, einem Platz, an dem man frei Atmen und den blauen Himmel sehen kann, sofort da.“ So ist der Strabo-Garten letztlich eben doch auch ein Bürgergarten, selbst wenn Karin Kissel den Namen Heilkräutergarten bei Weitem vorzieht. Der Eintritt ist jedenfalls kostenlos und der Garten für alle offen, die sich für Pflanzen und Heilkräuter interessieren. Selbst Feste dürfen auf Anfrage hier gefeiert werden.


Und natürlich kommen regelmäßig Schulklassen und Kindergärten aus Veitshöchheim und Umgebung zu Besuch.

Aktuell aber hat der Garten Sorgen. Die ohnehin nur provisorische und mit Klebeband geflickte Hütte müsste erneuert werden, damit die untergestellten Geräte und Möbel auch vor dem Regen sicher sind und den Winter überstehen. Das scheint ein Problem für die Gemeinde zu sein. Bislang stand sie dem Projekt allerdings aufgeschlossen gegenüber, hat die Reparatur des Brunnens und überhaupt die Pachtgebühr übernommen. Ohne weitere Hilfe jedoch ist das bürgernahe Konzept gefährdet. So wandte sich Karin Kissel mit der Bitte um Unterstützung an die Grünen. In einem fast zweistündigen Termin ließen sich am 18.07. die Ortsvorsitzenden Christina Feiler und Günter Thein von der Initiatorin über das Gartenkonzept, dessen Möglichkeiten für die Bürger und den aktuellen Stand der Dinge informieren. Das Fazit: „Der Garten mit seinem kulturellen, sozialen und ökologischen Anspruch ist es wert, der Gemeinde erhalten zu bleiben. Alles wächst und gedeiht hier ganz ohne den Einsatz von Chemie. Man sollte deshalb auch stärker für ihn werben.“  Dieser Garten kann vorbildhaft zeigen, wie man ohne Gift im Einklang mit der Natur pflanzen und ernten kann.

Um den Strabogarten zu stärken, überlegt Frau Kissel, den Garten in einen Verein einzubringen, erste Gespräche dazu sind schon vereinbart.

Gerne sagten die beiden Mitglieder des Gemeinderats daher Frau Kissel ihre Unterstützung bis hin zu gemeinsamen Aktionen zu.

 

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