Pressemitteilung
Veitshöchheimer Neubaugebiet Sandäcker offiziell eröffnet –
Kritik kommt von Seiten des Grünen Ortsverbandes!
Nach 13 Jahren Planungszeit und etwa 1 1/2 Jahren Bauzeit zur Erschließung wurde am Montag, den 2.3.2020, das Baugebiet Sandäcker in Veitshöchheim eröffnet. Wir freuen uns, dass damit viele Menschen ihren Traum vom eigenen Heim hier in Veitshöchheim verwirklichen können.
In der Fraktion der Grünen, aber auch in der lokalen Agenda 21, wurde das neue Baugebiet zum Teil kontrovers diskutiert. Denn auf der einen Seite wurden wieder Flächen der landwirtschaftlichen Nutzung entzogen und darüber hinaus erheblich versiegelt sowie zusätzlicher Verkehr auf einer der meistbefahrenen Kreisstraßen Bayerns geschaffen. Auf der anderen Seite konnte in einem Bereich der bereits vollständig durch die Wohnhäuser der Gartensiedlung und durch die Gewerbehallen des Industriegebietes quasi als Innenbereich umbaut ist, neuer Wohnraum geschaffen werden, ohne die freie Landschaft weiter zu zerfransen. Auch bot sich durch die gemeindlichen Flächen die Chance, Areale für einkommensorientierten Wohnraum anzubieten.
Es bestand die Hoffnung, auf Grundlage des hochwertigen städtebaulichen Entwurfs nachhaltige Aspekte eines zukunftweisenden Bauens in der Bauleitplanung sowie der praktischen Umsetzung entwickeln zu können. Dies ist leider nicht gelungen.
Die erwarteten Anregungen für ein regeneratives Bauen, das unter anderem eine solare Ausrichtung der Gebäude, gemeinschaftliche Energieerzeugung über den Zusammenschluss von Photovoltaik- anlagen, Wärmepumpenkonzepte oder Kraft-Wärme-Kopplung, aber auch eine übergreifende Regenwasserbewirtschaftung zur Grundwasser- sicherung erfasst, sind jedoch bedauerlicherweise bisher Fehlanzeige. Gerade im Bereich der Regenwasserbewirtschaftung wird durch unzeitgemäßes Denken und Handeln vor Ort zurückhaltbares, versicker- oder verdunstbares Wasser weiterhin direkt den Abwasserkanälen zugeleitet. Somit werden die damit verbundenen Kosten der Allgemeinheit auferlegt und nicht, wie es aufgrund des Verursacherprinzips sinnvoll wäre, am Entstehungsort eingepreist.
Einzig die im Vergleich zu anderen Baugebieten überproportional angelegten Grünflächen können hier positiv vermerkt werden. Allerdings muss man auch hier einschränkend hinzufügen, handelt es sich hierbei zu einem nicht geringen Teil um Ausgleichsflächen, die sich als ohnehin unzureichende Kompensation des in die Natur erfolgten Eingriffs ergeben.
Zudem zeichnet sich schon heute ab, dass angesichts der aktuellen Höhe der Grundstückspreise die Idee eines einkommensorientierten Wohnungsbaus kaum mehr zu realisieren sein wird. Jedenfalls zeigt sich, dass die für den sozialen Wohnungsbau ausgewiesenen Flächen auf nur wenig Interesse bei den möglichen Investoren stoßen.
Angesichts dieser ernüchternden Bilanz werden wir Grünen uns daher dafür engagieren, dass zumindest die weitere Entwicklung des Baugebiets durch die Kommune so begleitet wird, dass Klimaschutzbestrebungen, naturnahe Gartengestaltungen und andere umweltschonende Privatinitiativen, z.B. durch die Beratung und Vermittlung des Klimaschutzmanagers, initiiert werden können. Gleiches gilt für den Verkehr: Künftige Konzepte des öffentlichen Personennahverkehrs müssen über den Tisch des Klimaschutzmanagers laufen und eine Verminderung des innerörtlichen motorisierten Individualverkehrs (MIV) zum Ziel haben. Schließlich erwarten wir, dass die naturnah belassenen Flächen im Neubaugebiet Sandäcker auch in Zukunft erhalten werden. Mit Rücksicht auf Schonung und Stabilisierung unserer Fauna und Flora wünschen wir uns, dass in diesem neuen Wohnbaugebiet ein gewisses Maß an „Wildnis“ zugelassen wird.
Zum Erhalt eines lebens- und liebenswerten Veitshöchheim und zum Schutz der Natur wird die Fraktion der Grünen auch zukünftig keine Neubaugebiete unterstützen. Im Mittelpunkt unseres wohnungspolitischen Handelns steht vielmehr ein schonungsvoller und nachhaltiger alternativer Wohnungsbau mit der Bildung von Baugemeinschaften und Baugruppen sowie Nachverdichtungen, Umnutzungen und Sanierungen sowie, ergänzend dazu, ein umweltfreundliches Verkehrskonzept.
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